Home > Allgemein, Es war einmal, Flashback > What a journey … what a ride!

What a journey … what a ride!

1. September 2023 Kommentare

Da sich nun eine gravierende Änderung in meinem beruflichem Leben abzeichnet, habe ich die Chance genutzt und auf LinkedIn einen Artikel verfasst, um meine letzten (fast) 25 Jahre Revue passieren zu lassen. Den Artikel habe ich auf LinkedIn in englisch verfasst, aber er kam ziemlich gut an. Viele der ehemaligen Weggefährten haben auf meinen Artikel reagiert und ich habe immer wieder gelesen „many thanks for the throwback into the good old times“ und „I remember those good old times„. Leider sind Artikel bei LinkedIn auf 3.000 Zeichen beschränkt und somit konnte ich hier natürlich nur einen „rough“ Abriss geben. Da ich aber immer wieder lese, dass sich die Menschen gerne an die alte Zeit erinnern, habe ich mir gedacht, dass ich ja auch meine eigene Plattform hier nutzen kann, um etwas mehr in den Erinnerungen zu schwelgen. Es gibt ja durchaus das eine oder andere, das ich erleben durfte!

Hier also nun eine kleine Reise durch die Zeit ….


Back in 1999 … ich habe damals bei einem kleinen Raumausstatter als EDV-Koordinator gearbeitet und das war der erste Job nach meiner Ausbildung … wobei ich nach der Ausbildung erst einmal im Ausbildungsbetrieb geblieben bin. Da der Ausbildungsbetrieb jedoch „Öffentlicher Dienst“ war, wollte ich damals eine Änderung. Die Schwerfälligkeit in einer „Behörde“ war einfach nichts für mich und da ich bereits nebenberuflich Nachhilfe im IT-Bereich gegeben habe und anscheinend recht gut erklären und reden konnte, hat mich der Raumausstatter abgeworben.

Ich war hier für die Einrichtung eines LANs in Polen verantwortlich und sollte zusätzlich ein System programmieren, über das Bestellungen einzelner Raumausstatter direkt in Polen als Auftrag ausgedruckt wurde. Seinerzeit war das Internet noch in den Startlöchern und so war mein Programm noch sehr rudimentär und einfach. Ich war der einzige EDV-Angestellte bei dem Raumausstatter und hatte niemanden mit dem ich mich hätte austauschen können. Somit habe ich mir Rat und Austausch damals im Internet gesucht. Ich war damals in Newsgroups (USENEXT) unterwegs, habe in diversen Foren gesurft und habe Chats genutzt, um mit anderen zu sprechen. Damals ging das noch alles über Modem bzw. ISDN-Karte und war alles andere als schnell. Aber hey … damals wurden ja auch noch nicht diese Datenmengen durch’s Netz geschoben wie heute.

Mein Problem damals … ich war unerfahren! Ich hatte kein Pflichtenheft geschrieben, sondern bin immer direkt auf die Änderungswünsche eingegangen. Das war auch mein größter Frustpunkt, denn jedesmal, wenn ich eine neue Programmversion in Polen installiert hatte und vorstellte, kam das Feedback „Cool! Sieht gut aus! Wollen wir aber jetzt anders!„. Das hat mich jedes Mal extrem genervt und so war mein Entschluss recht schnell da, dass ich einen Jobwechsel brauche. Aber wo sollte ich mich bewerben??? Logisch … ich war fast den ganzen Tag im Internet unterwegs und somit dachte ich mir, dass es eine kluge Idee sei, sich direkt bei einem Internetanbieter zu bewerben. Also gesagt getan und einfach diverse Initiativbewerbung an diverse Carrier verschickt. Positives Feedback kam tatsächlich und ich hatte das eine oder andere Vorstellungsgespräch.

Unter anderem wurde ich auch zu UUNet eingeladen! Eingeladen wurde ich für eine Stelle als UNIX-Programmierer. Ich bin also zum Vorstellungsgespräch gefahren und hatte hier auch schon direkt mein erstes Abenteuer. UUNet war damals noch in der Emil-Figge-Straße ansässig und ich bin brav und in time zum Gespräch gefahren. Ich ging in das Gebäude (rund 5 Minuten) vor dem Gespräch und suchte meine Ansprechpartnerin. Leider teilte man mir mit, dass ich im falschen Gebäude sei, da hier nur Marketing und Products sitzen würde. Ich müsste die Straße runter und in ein anderes Gebäude. OHWEH! Also bin ich gelaufen, war aber dennoch zu spät zum Vorstellungsgespräch. Was eine Blamage. Ich wurde direkt begrüßt mit den Worten „kein Problem … aber leider haben wir jetzt nur noch 30 Minuten für das Gespräch statt der 45 Minuten… dann erzähl doch mal„. Ich erzählte dann mal so meinen Werdegang und was mich so antreibt und da ich ja bereits einiges zu erzählen hatte und anscheinend recht gut reden konnte, haben wir ein „wenig“ überzogen. Statt der 30 Minuten haben wir uns tatsächlich über 1 ½ Stunden unterhalten. Wie üblich sagte man mir am Ende … „vielen Dank für das Gespräch. Wir melden uns.

Ich hatte nicht wirklich ein gutes Gefühl, denn auch schon damals war meine Devise „Ehrlichkeit zählt“ und auf die Frage, ob ich denn UNIX-Erfahrungen hätte, antwortete ich wahrheitsgemäß mit „nicht wirklich … aber ich schaue mir gerade Linux an und bin sehr lernfähig„. Mir war aber klar, dass das nicht wirklich mit der Stelle passte und so hatte ich kaum Hoffnungen. Mit dem Gespräch saß damals auch ein Techniker dabei, der bewerten sollte, ob ich geeignet sei. Ich gehe davon aus, dass er genau gesagt haben wird, dass das nicht passt. Im Grunde muss ich ihm dafür noch heute danken, denn sonst wäre mein Weg wohl ein gänzlich anderer gewesen. Also … DANKE JERRY!

Nach einiger Zeit meldete man sich dann bei mir und sagte … „also als Programmierer fehlen dir ein wenig die Kenntnisse, aber könntest du dir auch vorstellen im Billing zu arbeiten?“ Auch hier war ich wieder sehr ehrlich … „ich habe keine Ahnung, was Billing ist, aber ich kann mir so ziemlich alles vorstellen =:-)“ und so wurde ich tatsächlich eingestellt. Was für eine verrückte Zeit! Ich denke nicht, dass das heutzutage noch so ablaufen würde und auch hier muss ich wieder jemanden danken! Vielen Dank für die Chance, die du mir gegeben hast, Manuela!

Ich habe dann den Job gestartet und wurde in Billing eingesetzt. Hier war ich aber nicht nur dafür zuständig Aufträge zu erfassen und abzurechnen, sondern ich war auch für die Sicherung und Administration des Abrechnungssystems zuständig. Ich wurde super eingearbeitet durch Canan und ich merkte sehr schnell diesen besonderen Spirit innerhalb der Firma! Ich weiß nicht, ob es daran lag, dass sich diese Firma aus einem Uni-Projekt gebildet hatte oder ob es am jungen Alter der Mitarbeiter lag oder einfach daran, dass das dem damaligen Internet-Firmen geschuldet war, aber die Stimmung war hier unglaublich locker und kollegial. Schon nach kurzer Zeit merkte ich, dass das genau die richtige Entscheidung für mich war!

Mit den Kollegen ging man regelmäßig in die Mensa der nahegelegenen Uni und machte zusammen Mittag. Wir saßen oft da und unterhielten uns. Es gab einfach keine Barrieren. In der Raucherecke (ja, so etwas gab es damals noch) quatsche man einfach mit jedem. Da saßen Leute, die Web-Server verwalteten, Domains beim RIPE registrierten oder die eigenen, internen Systeme am laufen hielten. Bereits hier habe ich unglaublich durch die Gespräche gelernt.

Anfang der 2000er zog die Firma dann um. Statt in den angemieteten einzelnen Räume, zog wir in ein schickes neues Gebäudes im Technologie-Park. Die Firma wuchs und wuchs und es wurden immer mehr Mitarbeiter. Der Spirit aber blieb der gleiche! Diese Internet-Bubble war wirklich unfassbar und wir machten viele Sachen, die man von Google kannte. Die Weihnachtsfeiern waren wirklich absolut legendär! Es gab Sommerfeste und auch alles andere. Man war nicht eine Firma … man war eine Familie!

Oft kam es vor, dass man bis spät in die Nacht gearbeitet hat … 22:00 Uhr … 23:00 Uhr … kam durchaus vor. Wenn einen der Hunger plagte, schrieb man eine eMail an Postoffice „Ich bestelle Pizza … jemand Bock?“ und zack … hatte man etliche eMails, das diverse Leute mitbestellen wollten. Man traf sich in einem größerem Büro und futterte die Pizzen und schnackte. Oft kam es auch vor, dass spät eine eMail an Postoffice kam „ich mache Feierabend  und gehe ins La Cucaracha, kommt wer mit?“ und wenn man dann mit rund 10 Mann loszog, traf man dort noch weitere Kollegen und feiert bis in die Morgenstunden. Einfach genial!

Und auch was die Internet-Bubble betrifft, war alles legendär! Da wurden Verträge mit Kunden tatsächlich auf der CeBit auf Bierdeckel geschrieben … es wurde der Paulchen Panther der Konkurrenz beleidigt und unser damaliger Firmenchef in Deutschland hatte eine unfassbare Präsenz. Also wenn Karsten etwas konnte, dann war es Reden schwingen und Mitarbeiter motivieren. Gleichzeitig war es aber auch so, dass auch die Vorgesetzten immer zur Familie gehörten. Ich habe sehr schnell gelernt, dass auch diese nur mit Wasser kochen und so hatten sie auch immer eine offene Tür für alle. Hatte man ein Problem, so ging man zu diversen Chefs und hat einfach mit ihnen gequatscht.

Irgendwann kam dann die erste Veränderungen … UUNet hat sich mit MCI zusammengeschlossen und somit hatte man auf einmal neue Kollegen. Die Kollegen saßen in Frankfurt und machten das Billing für MCI. Ab sofort war man eine gemeinsame Abteilung und arbeitete Hand in Hand. Anfangs hatten wir viel Kontakt via Telefon, aber meine damalige Chefin hatte den Weitblick, dass man das Team stärken muss. Also haben wir ein Event auf der Badenburg organisiert und man merkte sehr schnell, dass auch die Frankfurter Kollegen nicht anders tickten. Man hatte sofort viel Spaß zusammen und extrem viele lustige und unterhaltsame Gespräche.

Mit zwei weiteren Kollegen hatte ich damals dort in der Nähe ein Zimmer genommen, was auch extrem lustig war … aber das ist eine andere Geschichte.

Bevor diese erste Zusammenführung jedoch stattgefunden hat, hat die damalige Chefin auch ein Event auf der Burg am Edersee organisiert. Hier ging es auch darum das Dortmunder Team weiter zu stärken und ein Team-Bildungs-Event zu machen. Mensch, war das eine Gaudi! Ein geniales Hotel, diese Burg, und auch die Aktionen (inklusive Abseilen von der Burg) haben extrem viel Spaß gemacht.

Die Firma wuchs mehr und mehr und so ergab es sich das mehr und mehr andere Billig-Systeme aus anderen Ländern auf unsere UNIX-basierte Billing-Plattform migriert wurden. Natürlich wurde somit auch die internationale Zusammenarbeit mehr. Ich persönlich hatte anfangs echte Probleme damit, mit englischen Kollegen zu telefonieren, denn so ausgeprägt war mein Englisch ja nun wirklich nicht, aber auch hier wurde mir geholfen. Die Firma hat diverse Schulungen organisiert, um uns in englisch auf Vordermann zu bringen. Ich würde zwar immer noch sagen, dass man englisch sicherlich nicht das Beste ist, aber dennoch spreche ich es mehr oder minder den gesamten Tag. Ich habe im Laufe meiner Arbeitszeit diverse Chefs gehabt … Chefs in Deutschland … Chefs in UK … Chefs in Holland … Chefs in den USA … da war so ziemlich alles dabei und momentan reporte ich auch an einen Vorgesetzten, der in Indien sitzt und mein Chef-Chef sitzt in UK. Mit allen kann ich reden und kann mich verständlich machen. Ich denke auch, dass mein englisch vermutlich doch nicht ganz so schlecht ist, denn ich betreue ja momentan auch einen Kunden, dessen Sitz in Irland ist und der einer der führenden Technologiekonzerne ist. Bisher habe ich noch nie das Gefühl gehabt, dass man mich nicht versteht. Auch hier wieder ein Danke an Manuela, die immer alles für ihre Mitarbeiter getan hat, um sie zu stärken und zu bilden!

Irgendwann kamen dann auch die ersten Auslandsreisen zu meinem Job … ich bin mit Kollegen in fremde Länder gereist, um mir deren Billing-Systeme anzuschauen und diese auf unsere Plattform zu migrieren. Da war Schweden … da war Belgien … da waren die Niederlande … und es war immer interessant und erfolgreich. Angereist sind wir in der Regel zu dritt. Einer hat sich die kaufmännischen Prozesse angeschaut, um diese zu transferieren, einer hat sich um das generelle organisatorische gekümmert und ich habe mir die technischen Systeme angeschaut. Auch hier habe ich sehr viel erlebt! Sei es, dass man im absoluten Schneegestöber von Amsterdam mit dem Mietwagen zurück gefahren ist oder sei es, dass man Hirsch und Rentier in Schweden gegessen hat oder in Schweden im office-eigenen Irish Pub versackt ist. Cool war es und hier auch ein Danke an Ute und Lars für viele tolle Erinnerungen.

Dadurch dass mehr und mehr System zu uns migriert wurden, wuchs auch meine eigene Zuständigkeit. Irgendwann war ich dann Teamlead für das Technical Billing Team und wir verwalteten das UNIX-System und das zugehörige Billing-System. Wir haben unfassbar viel weiterentwickelte und es kamen immer wieder neue gute Ideen auf. Generell ist das auch etwas, was die damalige Zeit auszeichnete. Wenn man eine Verbesserungsmöglichkeit gesehen hat, dann hat man diese auch angebracht. Es gab nicht die Mentalität „nur nichts sagen, sonst muss ich das noch machen …“ Nein! Man hat sich Sachen angenommen, um sie zu lösen. Und das war in der gesamten Firma so! Hat man etwas gesehen, so hat man spontan eingeladen und die diversen Abteilungen haben auch mitgespielt. Man hat sich zusammengesetzt bis es Lösungen gab und alle haben mitgearbeitet, um eine Lösung zu finden. Niemand hat versucht die Arbeit möglichst von sich fern zu halten. Wir waren extrem agil und lösungsorientiert und es hat Spaß gemacht, dass man ZUSAMMEN etwas bewegen konnte.

Achso … falls sich jetzt jemand wundern sollte, dass ich hier keine Bilder einbette … ich bin mir hier bezüglich möglicher Persönlichkeitsrechteverletzungen nicht sichern und so lasse ich das lieber. Ich weiß aber, dass JOKE mal eine Alumni-Seite hatte, wo es diverse Bilder gab. Vielleicht gibt es die ja noch.

Site-Note: Je mehr ich hier schreibe, desto mehr Erinnerungen kommen auf … sei es Aktien von MCI WorldCom, die man privat gekauft hat, weil man gesehen hat, dass diese mehr und mehr steigt … sei es ein Firmen-Boss (Bernie Ebbers), der ein Eishockey-Team besaß und eine Wedding-Farm … oder auch ein Firmen-Boss, der einen 11-Milliarden-Dollar-Finanzbbetrug beging und so das Unternehmen in die amerikanische Insolvenz führte. Oder sei es einfach nur eine Postoffice-Mail, die auf einen Brand im zweiten Stock hinweist. Ich bin mir sicher, dass mir noch wesentlich mehr einfällt, je länger ich nachdenke, aber das alles würde ich zu weit führen.

Im Januar 2006 fusionierte MCI WorldCom dann mit Verizon und seit dem segelte ich unter der Flagge von Verizon.

Als unser Billing-System dann rund 15 europäische Länder abgerechnet hat, hat die Firma eine strategische Entscheidung getroffen. Das System (und auch weitere globale Länder) sollte auf eine globale Lösung migriert werden. Das war der erste Zeitpunkt für mich, mein Aufgabenfeld ein wenig zu verändern. Ich bin damals zu Products & Processes gewechselt und habe als Project-Manager gearbeitet. Das war unter anderem auch dadurch möglich, weil die Firma sich schon immer um seine Mitarbeiter gekümmert hat. Ich hatte die Möglichkeit diverse Trainings und Weiterbildungen zu absolvieren. Sei es, dass ich PRINCE2 Practitioner geworden bin und ein extrem lustiges Training in einem Aldi-Vier-Sterne-Supreme-Hotel auf einem Golfplatz mit Steffen absolviert habe oder aber das ich berufsbegleitend Informatik studieren konnte und so Diplom-Informatiker wurde.

Als Projekt-Manager und Subject Matter Expert habe ich auch extrem viel spannendes erlebt. Ich war teilweise eine ganze Woche in England, bin über’s Wochenende wieder nach Hause geflogen, um dann direkt am Montag wieder nach England zu fliegen. Ich habe gemerkt, dass man Arbeit und Privat tatsächlich trennen kann, denn ich habe hier teilweise erlebt, wie sich die unterschiedlichen Vertreter der Abteilungen in Meetings angebrüllt haben, man aber abends dann gemütlich ein Bierchen im Pub getrunken hat, als sei nie etwas gewesen. Auch hier habe ich wieder extrem viele nette und inspirierende Menschen kennengelernt. Ich habe viele Kollegen getroffen, die im Rahmen von diversen Job-Änderungen Deutschland verlassen hatten und in UK bei Verizon arbeiteten und ich habe mehr und mehr global gearbeitet. Ich habe Calls spät in der Nacht gehabt, da US teilgenommen hat und ich habe Calls ganz früh am Morgen gehabt, weil APAC teilgenommen hat. Alles in allem auch eine sehr spannende Zeit, in der ich viel lernen durfte.

Nachdem dann irgendwann alle System auf die globale Lösung migriert waren, war der nächste Schritt klar. Die Firma entschied sich aus Kostengründen das Billing outzusourcen. Man gab das gesamte Billing nach Indien zu einem Dienstleister ab und nur eine Handvoll Leute blieb als Billing-Ansprechpartner in UK. Ich hätte seinerzeit sicherlich auch nach UK gehen können, aber zu diesem Schritt war ich damals nicht bereit. Es sah also danach aus, dass hier meine Geschichte für dieses Unternehmen enden würde … aber weit gefehlt!

Im Rahmen meiner Jobsuche hatte ich meine diversen Profile in den diversen Portalen aktualisiert und so wurde ein Manager aus Holland auf mich aufmerksam. Ich bekam einen Anruf und wurde gefragt „I’ve seen that you’re looking for a new job … would you like to leave Verizon or do you think that also could move within Verizon?“ Natürlich konnte ich mir auch vorstellen in der Verizon zu bleiben … es ging mir hier ja nicht schlecht und auch ein stückweit aus Bequemlichkeit hörte ich mir den Manager an. Spannend war, dass dieser Manager genau aus dem Bereich kam, der mich privat einfach unfassbar interessiert. Eigentlich schon immer interessiert hat. Internet Security! Ich fand Hacker schon immer faszinierend und auch wie man in Systeme einbricht oder diese auch absichert. Ich hatte also mit drei Managern aus diesem Bereich ein Vorstellungsgespräch per Telefon und man fragte grob mein Grundwissen ab. Da ich ja auf Grund meiner Interesse diverses Grundwissen hatte, habe ich den Job bekommen. Die Billing-Kollegen verließen das Unternehmen auf Grund des RIFs, aber ich blieb und hatte neue Kollegen.

Meine Kollegen saßen anfangs größtenteils in Belgien und Holland, denn der Security-Bereich hatte sich aus dem Kauf einer Firma in Belgien gebildet. Ich war der einzige deutsche Mitarbeiter in diesem Bereich und mein Job nannte sich Security Services Advisor. Ich war das Bindeglied zwischen Kunde und unseren Security Engineers. Eigentlich könnte man sagen, dass ich ein Service Manager für Security war. Ich habe auch hier wieder viel gelernt und viele interessante Menschen kennengelernt. Anfangs war ich für rund 20 Kunden global zuständig. Das war definitiv zu viel und so kamen die Kunden teilweise zu kurz bzw. konnte ich meinem eigenen Anspruch nicht gerecht werden. Ich habe mich auch in diesem Bereich weitergebildet und habe mich zum Certified Ethical Hacker ausbilden lassen. Ich denke, dass ich ein sehr fundiertes Grundwissen in diesem Bereich besitze, aber ich bin bei weitem kein Engineer.

Irgendwann kam dann eine weitere Managerin auf mich zu, die aus dem Verizon-Cloud und Web-Services-Bereich kam und auf der Suche nach einem Security-Experten für ihren Kunden war. Das hörte sich sehr gut für mich an und so wechselte ich in den Cloud- / WebServices-Bereich als Lead Consultant – Client Services Management – Security. Ich war nun nur noch für ein Schweizer Pharmakonzern zuständig und konnte mich dediziert auf diesen Kunden einstellen. Ich habe hier direkt in der Environment des Kunden gearbeitet und habe seine Security-Vorfälle analysiert und entsprechende Empfehlungen ausgesprochen. Auch das war wieder eine sehr interessante Zeit, denn auf der einen Seite war der Kunde selbst extrem interessant und auf der anderen Seite waren auch meine Kollegen extrem interessant (unter anderem der Cloud-Service Manager aus US — greetings go out to Todd).

Leider hat sich Verizon damals wieder etwas neues überlegt und der gesamte Cloud- und Hosting-/WebServices-Bereich wurde abgegeben an IBM. Meine damalige Managerin hat mich damals angerufen und meinte, dass das blöd für mich sei, denn ich wäre ja nicht wirklich im Cloud- und Hosting-/WebServices-Bereich tätigt und somit wäre ich bei IBM ja nicht wirklich richtig aufgehoben. Sie wäre aber von einem Manager im Service Bereich kontaktiert worden und ob ich nicht da hin wechseln wollen würde. „Eigentlich nicht schlecht„, dachte ich mir, denn neben meiner Leidenschaft der Internet-Security hatte ich auch eine Leidenschaft für Menschen. Schon nach meiner Ausbildung hatte ich ja Nachhilfe gegeben und damals zeigte sich schon, dass ich gut erklären und gut reden konnte. Beides lag mit Sicherheit daran, dass ich sehr interessiert bin an Menschen und wie sie ticken und was sie antreibt. Ich habe also dem Wechsel zugestimmt und so war ich nun ein Enterprise Client Service Manager. Lustig hierbei … Service Management hat einen Kunden betreut, der gezielt eine Rolle für Security eingekauft hatte. Er wollte jemand aus dem Security-Bereich haben, der genau das machen sollte, was ich bereits für den Schweizer Kunden gemacht hatte. Unsere Managed Security Services Abteilung konnte diese Rolle so nicht liefern und daher übernahm ich diese. Ich war also wieder nur für einen dedizierten Kunden zuständig und arbeite direkt in seinem Netzwerk um Security-Vorfälle zu analysieren und entsprechend zu adressieren. Herausfordernd war hier die Zusammenarbeit mit der Verizon-Security-Abteilung, denn aus meiner Zeit als Security Services Advisor kannte man mich schon und so sah man mich rein als Kollegen an. Meine Rolle war aber eine Kundenrolle und so habe ich die Interessen des Kunden vertreten. Es gab hier extrem viele Reibungspunkte und es hat mich viel Kraft gekostet mich zu behaupten. Nichts desto weniger habe ich es geschafft und immer gute Ergebnisse abgeliefert.

Natürlich blieb auch der Service Management Bereich von Umstrukturierungen nicht verschont. Es wurde hier etwas geändert … es wurde da etwas geändert und es wurden Kunden neu verteilt. So ergab es sich, dass ich für einen Chinesischen Kunden zuständig war und diesmal gänzlich im Service Management Bereich. Der Kunde hatte anfangs leichte Probleme, denn bisher wurde er rein aus China betreut. Nun hatten sie einen deutschen Service Manager, was bei der Deutschen IT sehr gut ankam. Anders als bisher bin ich nicht sofort gesprungen, wenn der Kunde sagte „spring“. Ich habe grundsätzlich hinterfragt warum und was das Springen bringen soll. Durch diese Fragen konnte ich Wege finden, die besser waren, als nur zu springen. Ich habe es geschafft diesen Kunden zu stabilisieren und in ruhige Gewässer zu bringen. Bis jetzt ist der Kunde sehr zufrieden und stabil.

Vor einigen Jahren habe ich dann einen weiteren Kunden dazu bekommen. Ich wurde gefragt, ob ich diesen Kunden übernehmen mag und man sagte mir direkt „this is really a challenging and demanding customer„. Ich war hier etwas unsicher, denn auch der Name ist ein sehr, sehr, sehr bekannter. Der Firmensitz ist in Irland und das Produkt-Set des Kunden war ein vollkommen neues für mich. Nichts desto weniger habe ich zu gesagt und muss sagen, dass ich es bis heute nicht bereue. Ich habe es tatsächlich geschafft das Vertrauen des Kunden zu gewinnen und erst scheint mir sehr zufrieden mit mir zu sein. Die Verträge dieses Kunden sind in den USA geschlossen und somit wird der Account eigentlich primär aus USA geführt, aber die Kollegen aus USA (Account Director, Service Derictor etc.) haben alle Angst vor den Ansprechpartner des Kunden in Irland und man sagt immer „you should get in touch with them … they trust you and they appreciate your work. You are in the position to also deliver bad news to them.“ Das macht mich froh und stolz zu gleich!

Nun war ich drei Wochen im wohlverdienten Urlaub, komme zurück und das erste was ich höre … „Verizon announced a new partnership with HCLTech that will boost the Verizon network as a service value propostion.“ Was das bedeutet? Nun … die gesamte Service-Organisation von Verizon weltweit wird zu HCLTech geschoben und somit auch ich.

Beunruhigt mich das? Nein … bzw nur teilweise. Natürlich weiß man nie, was die Zukunft für einen bereit hält, aber ich kann es ja so oder so nicht ändern. Warum also beunruhigt sein?

Ärgert mich das? Nein … auch nicht wirklich. Wobei ich ein wenig traurig bin. Ich habe nun 24 Jahre und 11 Monate für mehr oder minder ein und die selbe Firma gearbeitet und nun verpasse ich das Viertel-Jahrhundert genau um einen Monat. Das ist echt ärgerlich.

Was wird sich ändern? Gute Frage … keine Ahnung, aber das wird sich mit Sicherheit zeigen.

Und sonst … ich bin unglaublich dankbar für die vergangene Zeit und meinen Werdegang! Ich habe wahnsinnig viel gelernt … konnte mich unglaublich entwickeln … habe unglaublich viele interessante, nette und inspirierende Menschen kennen lernen dürfen und ich hatte größtenteils eine unfassbar schöne Zeit. Niemand in meiner Vergangenheit hätte vermutlich jemals gedacht, dass das so kommen würde. Nicht meine Eltern … nicht meine Lehrer … und vermutlich auch niemand meiner Klassenkammeraden.

So … und nun …

So long and thanks for all the fish!

  1. Dicky
    1. September 2023, 16:17 | #1

    Ich kann nur sagen:
    Respekt
    Toll was Dir geworden ist.
    Ich entsinne mich noch an unsere ersten Computer Erfahrungen in deinem Zimmer.
    Gruss
    Dicky

    • 1. September 2023, 16:25 | #2

      Danke schön, aber vermutlich zu viel der Ehre =;-) Eigentlich hatte ich nur unfassbar viel Glück, die richtigen Mentoren und unglaublich viel Spaß … der Rest hat sich von alleine ergeben =:-)

  2. Max Peter Fechner
    6. September 2023, 11:44 | #3

    Lieber Andre,

    vielen Dank, dass Du uns auf diese Reise mitgenommen hast! Ich erinnere mich noch an den Kulturschock, als ich aus der Frankfurter Welt mit Anzug Hemd und Krawatte in die Dortmunder Welt mit schwarzen Metal-Klamotten und Ruhrgebietskultur gewechselt bin, und wie nett Ihr mich damals aufgenommen habt. Es war schön, einige Jahre Teil der Billingfamilie gewesen zu sein, und Du hattest ganz sicher einen guten Anteil daran!
    Alles Gute für Dich und die anderen Strategen!
    Max

    • 6. September 2023, 13:13 | #4

      Danke Max für Deinen Kommentar!

      Ich denke, dass es für uns alle mehr oder minder ein „Kulturschock“ war =:-) Ich denke aber auch, dass wir durchweg alle voneinander gelernt und profitiert haben =:-) Es war ganz einfach eine tolle Zeit!

  1. Bisher keine Trackbacks

*