Wenn einer eine Reise macht…
… dann kann er was erzählen!
Und das trifft diesmal aber sowas von zu. Unser ursprünglicher Plan war ein Campingurlaub in Italien mit dem Wohnwagen, denn so sollten wir eigentlich eine kostengünstiger Urlaubsmöglichkeit für alle Familienmitglieder haben. Wir haben uns also einen Wohnwagen gekauft, in den wir alle reinpassen. Gekauft haben wir einen Tabbert Comtesse 630 mit einer Länge von 8,28 m. Die Lady ist ein ordentliches Schlachtschiff und fährt sich durch seine Tandem-Achse dennoch sehr gut. Auch ihr betuchtes alter von 32 Jahren stellte eigentlich kein großes problem da.
Das Chaos begann dann aber mit der Anreise nach Italien.
Gekauft haben wir den Wohnwagen recht spontan und kurzfristig am 01.05. diesen Jahres. Der Verkäufer war ein kleiner Händler mit einigen Wohnwägen und unsere Comtesse war der einzige, der von der Größe passte. Der Preis war fair und wir haben noch diverse Sachen rausgehandelt. So haben wir zum Beispiel auf einen neunen TÜV und eine neue Gasdichtichtigkeitsprüfung bestanden, ebenso wie auf neue Reifen. Beides hat der Händler zugesagt. Zusätzlich sind uns noch Kleinigkeiten aufgefallen, die der Händler beheben wollte. Das Stauklappenschloss war defekt, die Klappe für Frischwasser war abgebrochen und die Wasserpumpe ging nicht. Als wir den Wohnwagen dann abgeholt haben, war von den Zusagen des Händlers nichts umgesetzt. „Okay… es sind nur Kleinigkeiten… machen wir es halt selber„, dachten wir uns und nahmen den Wohnwagen entgegen.
Daheim haben wir uns dann selber ein Stauklappenschloss besorgt und es eingebaut. Das Wasser haben wir nur bedingt repariert, denn die Leitung ins Bad war unterbrochen und da sie über den Boiler geht, wollten wir hier kein Risiko eingehen. Der Boiler konnte sowohl via Strom, als auch via Gas betrieben werden und da war uns jedes Risiko zu groß. Wer weiß, was da noch alles defekt ist. Wir haben uns dann einen Termin für Herbst beim Freistaat besorgt, um das prüfen zu lassen.
Weiter haben wir dann diverse Aufhübschungen vorgenommen… diverse neue Steckdosen eingebaut, Rausfallschutz beim Hochbett angebaut, neuen Topper für die Betten besorgt und diverse kleinere Änderungen. Der ersten Fahrt stand somit also nichts mehr im Weg.
Am 06.06. nachmittags ging die Fahrt dann los und es war eigentlich eine recht entspannte Fahrt. Größtenteils hatten wir die Autobahn für uns alleine und der Wohnwagen fuhr sich echt gut. Irgendwann in der Nacht hat unser Auto dann einen minimalen Ruck gemacht, so als hätte er sich verschluckt oder so als sei ein Krümel im Sprit gewesen. Nichts ungewöhnliches eigentlich. Wir sind dann raus gefahren und haben geschaut, ob irgendwas ist, aber es war alles okay bzw. ist uns nichts aufgefallen. Wir sind dann weiter gefahren und haben auch nichts weiter bemerkt. Nach einer weiteren Weile meinte meine Liebste dann „da schleift doch irgendwas… lass uns noch mal schauen…“ wir sind dann also noch einmal rangefahren und ich habe geschaut, ob ich etwas sehe. Oh oh … mir ist direkt aufgefallen, dass der „Kotflügel“ am Wohnwagen gerissen war und beim genaueren hinschauen habe ich dann das wirkliche Problem gesehen. Ein Rad war weg! Ich bin dann auf die andere Seite des Wohnwagens gegangen und hier war das gleiche Bild. Auch hier war der „Kotflügel“ gerissen und ein Rad fehlte. Was nun??? Guter Rat war teuer. Da wir nur rund 13 km vom Campingplatz weg waren, haben wir uns überlegt mit 30 km/h weiterzufahren. Nach aber nicht mal 1 km war uns das zu heikel und wir sind noch einmal rechts ran gefahren. Hier haben wir dann gesehen, dass eines der verbleibenden Räder auch schräg stand und so war unsere Fahrt hier zu Ende! Wir haben den ADAC gerufen, um uns bzw. unseren Wohnwagen abschleppen zu lassen. Nach einer Ewigkeit kam dann ein Abschlepper und wir wurden aufgeladen. Aber auch das war alles andere als leicht. Meine Liebe ist mit den Kids und den Hunden weg gefahren, auf den nächsten Parkplatz, damit der Abschleppdienst sich vor den Wohnwagen stellen konnte. Beim Aufladen hat das eine lockere Rad dann Probleme gemacht. Es war komplett lose und so war das Aufladen eine echte Herausforderung. Nach über einer Stunde (fast 2) hatte er es dann geschafft. Eigentlich dachten wir, das wir zum Campingplatz transportiert werden, aber weit gefehlt. Der Abschlepper hat uns in seine Werkstatt bei Venedig geschleppt (ca 50 Min weg).
Beim Abladen ist es dann passiert. Das dritte Rad ist auch abgebrochen und nun war es spannend, wie er den Wohnwagen abladen würde. Diverse Kollegen wurden zur Hilfe gerufen und mit Wagenheber und einem gebastelten Rollenwagen haben sie es dann nach einer Ewigkeit geschafft.
Hier mal einige aussagekräftige Fotos …
Wir haben dann kurz einige Anziehklamotten aus dem Wohnwagen geholt und sind zum Campingplatz gefahren. Zum Glück ist meine Liebste beim Campingplatz ein „Stammkunde“ und so haben wir ein Mobilheim als Notensatz bekommen. Natürlich müssen wir beides bezahlen … den Stellplatz und das Mobilheim, aber so konnten wir zumindest nach 48 Stunden wach ein wenig schlafen. Am nächsten Tag haben wir dann erstmal allen Bekannten auf dem Campingplatz die Story erzählt. Die allgemeine Meinung: DA SIND DIE RADLAGER GEBROCHEN! Ich bin ja kein Fachmann, aber das klingt plausibel. Als wir dann erzählt haben, dass wir den Wohnwagen erst am 01.05. gekauft haben, sagten uns alle dass das ja gut sei, da somit ja die Gewährleistung greift. Also haben wir den Händler kontaktiert und ihm berichtet, was passiert ist. Es war alles ein auf und ab, denn zwischenzeitlich hatten wir auch Info von der Werkstatt was die Reparatur kostet. 2.500 € für zwei Achsen, die aber erst in 5 Monaten geliefert werden können. Zusätzlich dann die Montage, drei neue Reifen, Bremsen etc pp. Also ein wirtschaftlicher Totalschaden! Der ADAC sagte dann, man solle den Wohnwagen in Italien verschrotten, da ein Rücktransport in keinem Verhältnis steht. Ursprünglich hatten wir dem zugestimmt, aber nun mussten wir alles zurückpfeifen, denn der Händler will den Wohnwagen zurück. Er will klären, was passiert ist. Logisch! Er will sich rausreden. Wie auch immer… wir haben nun den Rücktransport via ADAC organisiert und es wird spannend, wo das enden wird.
Da sich ja zwischenzeitlich auch abzeichnet, dass die Rückabwicklung des Kaufvertrages sicherlich kein leichtes Spiel werden wird, habe ich nun meine Rechtschutzversicherungen eingeschaltet und um anwaltlichen Beistand gebeten. Ich habe keinen Bock auf irgendwelche dämlichen Diskussionen mit der Verkäufer und so ist mir hier ein Anwalt wirklich lieber.
Fakt:
- Ja, es war ein herber finanzieller Schaden, aber wir sind heilfroh, das es keine Personenschäden gab! Das hätte wirklich schlimm ins Auge gehen können.
- Wir nehmen definitiv einen Anwalt bzw. haben diesen ja bereits in Anspruch genommen über meine Rechtschutzversicherung, denn der Händler ist alles andere als vertrauenswürdig!
- Auch wenn der Händler den Wohnwagen reparieren will, so wollen wir ihn definitiv nicht mehr! Wir haben mit dem Teil nur noch Angst und trauen dem Händler NULL!
Aktueller Stand (06.07.2022)
- Wir haben z.Z. keine Ahnung wo unser Wohnwagen sich befindet. Der ADAC will es uns nicht mitteilen und der Händler hat noch keinerlei Empfang bestätigt. Nach Rücksprache mit der Anwältin will sie sich nun mit dem ADAC in Verbindung setzen.
- Wir haben z.Z. keine Ahnung, wie es weitergehen wird und ob wir den Kaufpreis plus entstandene Zusatzkosten erstattet bekommen.
- Zwischenzeitlich (einen Tag nach unserer Rückkehr) haben wir uns einen neuen Wohnwagen gekauft. Diesmal tatsächlich einen Neuwagen und dieser soll ca. Mitte/Ende August zu uns kommen.
Es bleibt also alles weiter spannend!
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