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Pränatale Diagnostik — Neuer Bluttest

3. Februar 2012 Kommentare

Ich habe im großen weiten Netz mal wieder einen Artikel gefunden, den ich interessiert gelesen habe und der darüber berichtet, das ein neuer Bluttest eine risikolose frühe Diagnose der Trisomie 21 ermöglicht und dass das nach Meinung von Experten dazu führen wird, das fast keine Kinder mehr mit Down-Syndrom geboren werden.

Sicherlich ein Thema, das sehr kontrovers diskutiert werden wird, aber ich möchte hier einfach mal meine Meinung, also meine rein persönliche Meinung dazu schreiben. Es bleibt logischerweise jedem selbst überlassen, was er darüber denkt und ob er diesen Test machen würde oder nicht. Ich betone noch einmal … dieser Beitrag hier ist rein meine Meinung zu diesem Thema!

Als unsere Little Princess auf dem Weg in diese Welt war, also sie in ihrer muckeligen Bruthöhle war, mussten wir uns auch mit dem damals bekannten Test auf Trisomie 21 beschäftigen. Zum damaligen Zeitpunkt wurde bereits sogenannten Risikoschwangeren, also Frauen über einem gewissen Alter, dieser Test mehr oder minder nahe gelegt, denn ab einem gewissen Alter wäre das Risiko auf ein Kind mit Down-Syndrom ungleich höher. Ein Frau gilt übrigens schon ab einem Alter +35 (Erstgebärende) als Risikoschwangere und somit (meine Frau war 39) war meine Frau das auch.

Wir haben ein wenig über diesen Test nachgedacht und uns dann letztlich dagegen entschieden.

Damals war es so, dass dieser Test nur anhand einer nicht risikofreien Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden konnte und als Ergebnis bekam man kein „Ja“ oder „Nein“, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit, ob das Kind möglicherweise das Down-Syndrom hat oder auch nicht. Bei dieser Wahrscheinlichkeitsrechnung fließen aber mehrere Faktoren in die Berechnung ein und unserer Meinung nach ist diese Berechnung so oder so nicht besonders aussagekräftig. Man müsste also eine Entscheidung auf Grund einer möglichen Wahrscheinlichkeit treffen, was uns schon widerstrebt hat.

Ein weitere Punkt, und das war vermutlich auch der ausschlaggebende, war die Überlegung „was machen wir mit dem Ergebnis?„. Wir waren uns relativ schnell einig, dass das Ergebnis (welches auch immer rauskommen würde) keine Änderung an unserem Entschluss bewirken würde. Auch wenn die Gefahr auf das Down-Syndrom bestanden hätte, so hätte wir unsere Little Princess dennoch mit offenen Armen empfangen. Logisch! Alle Eltern wünschen sich ein gesundes Kind, aber ist eine Behinderung wie das Down-Syndrom ein Grund, um ein Kind abtreiben zu lassen? Unserer Meinung nach: NEIN!

[…] Der neue Test ist dagegen risikolos und ist zudem deutlich früher in der Schwangerschaft durchführbar. Gerade für ältere Schwangere, die ein erhöhtes Risiko für Chromosomenstörungen wie die Trisomie 21 haben, eine große Entlastung.

Experten erwarten, dass sich dieser Test sehr schnell durchsetzen wird, mit massiven Folgen: Er hat das Potential, alle Trisomie 21-Kinder aufzuspüren. Mittelfristig bedeutet das, dass bei uns so gut wie keine Kinder mit Down-Syndrom mehr geboren werden, sagen Experten. Denn 95 Prozent der entdeckten Kinder mit Down-Syndrom werden bei uns abgetrieben.

Menschen mit Down-Syndrom und ihre Familien empfinden diesen Test deshalb als direkten Angriff und sagen, dass hier die Ausrottung einer bestimmten Gruppe von Behinderten betrieben werden soll. Die Trisomie 21 ist dabei nur der Anfang. Tests auf weitere erblich bedingte Erkrankungen sind bereits in Vorbereitung. […]

Wie bereits erwähnt, muss die Entscheidung sicherlich jeder für sich treffen, aber ich kann die Bedenken oder die Kritik schon recht gut verstehen. Ich persönliche halte von diesem Test auch nichts und ich bin in der Tat auch der Meinung, dass das erst der Anfang ist und um ehrlich zu sein … das macht mir ein wenig Angst. Wo soll hier die Grenze liegen?

Im besagten Artikel wird auch Frau Wera Hofmann (die medizinische Direktorin der Firma, die diesen Test entwickelt hat und anbietet) zitiert, die sagt:

Also die technischen Möglichkeiten sind enorm. Wir werden aufgrund der Anwendung dieser next generation Sequenzierung in der Lage sein eine große Vielzahl von genetischen Erkrankungen nachzuweisen. Und man ist bereits ja jetzt in der Lage das gesamte fetale Genom, die gesamte Erbinformation des Ungeborenen komplett darzustellen.

Huarr… mir läuft es eiskalt den Rücken runter, wenn ich die Worte „next generation Sequenzierung“ lese… es ist zwar ein gängiger Begriff aus der DNA-Wissenschaft (Wikipedia sagt: „DNA-Sequenzierung ist die Bestimmung der Nukleotid-Abfolge in einem DNA-Molekül„), aber bei mir schwingt hier irgendwie der Begriff „Selektion“ mit. Und gab es das in der Geschichte nicht schon einmal, dass versucht wurde Menschen anhand bestimmter Merkmale zu selektieren und auszusortieren? Also ich habe da irgendwie einen ganz schlechten Geschmack im Mund … bähh…

Und was genau soll denn bitteschön „enorme technische Möglichkeiten“ meinen? Wie schon geschrieben… wo soll hier die Grenze liegen? Werden im nächsten Schritt Tests entwickelt, die nach Kinder suchen, die eine Brille brauchen? Was ist mit Übergewicht… hier wird ja auch teilweise behauptet, dass das auch genetische Ursachen haben kann. Werden dann in Zukunft nur noch vermeintlich „perfekte“ Kinder auf die Welt gelassen? Als für mich wäre sicherlich jedes Kind perfekt… egal ob Behinderung, Brillenträger, übergewichtig oder einfach nur eine „komische“ Haarfarbe. PUNKT!

Im Ursprungsartikel wird Prof. Jochen Taupitz (Jurist an der Uni Mannheim und Mitglied im Nationalen Ethikrat) weiter zitiert:

Die Aufregung ist groß. Aber verhindern lässt sich der neue Test ohnehin nicht. Es gibt keine Zulassung wie bei Arzneimitteln für solche Medizinprodukte. Sie werden im Grunde einfach vom Hersteller auf den Markt gebracht. Die Frage ist also nicht ob der Test kommt – sondern wie wir damit umgehen.

Ok… verhindern kann man dieses Test also nicht, aber man kann sich dagegen entscheiden. Auch wenn unsere Familienplanung nicht als abgeschlossen gelten soll und auch wenn nicht konkret ein weiteres Kind in Planung ist, so kann ich zumindest jetzt schon sagen, dass dieser Test NIEMALS für mich in Frage kommen wird und ich persönlich mich immer gegen dieses Test und für das Leben entscheiden werde!

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