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Regener’s Wutrede und meine Meinung dazu

23. März 2012 Kommentare

Vielleicht hat es der eine oder andere ja schon mitbekommen, denn angeblich macht der Mitschnitt momentan die Runde in diversen Social-Platformen… Sven Regener (ein deutscher Musiker, Schriftsteller und Drehbuchautor) hat in einem Hörfunkinterview mit dem Bayerische Rundfunk eine atemlose Wutrede gehalten. Er wettert gegen Kostenloskultur, Raubkopiererei und Youtube-Deppen und schimpft über die Verlogenheit der Piratenpartei.

Herr Regener meint: „Eine Gesellschaft, die so mit ihren Künstlern umgeht, ist nichts wert“ und das möchte ich so man nicht einfach so stehen lassen ohne meine eigene Meinung hierzu zu schreiben.

Wen die Original-Rede / das Interview interessiert … hier ist der Link:

Sven Regeners Wut-Rede

Musiker bezahlen…

Herr Regener bricht im Interview eine Lanze für das Urheberrecht und wehrt sich gegen einen Zeitgeist, der Urhebern ihre Rechte abspricht und für die Leistung von Musikern nicht bezahlen möchte. Logisch! Er als Musiker hat sicherlich diese Meinung, aber dem kann ich nur bedingt zustimmen. Die Frage ist doch, warum so viele Musikhörer nicht mehr für Musik bezahlen wollen. Ein Grund könnte meiner Meinung nach der unglaubliche Preis sein. Ich weiß, dass ich in meiner Jugend für ein Album nie mehr als 20,- DM (heute wären es rund 10.23 €uronen ) bezahlen musste, doch versucht mal heutzutage für diesen Preis ein komplettes Album zu bekommen.

Das Album von Element of Crime „Fremde Federn“ z.B. kostet z.Z. bei Amazon 17.99 €uronen, was eine Preissteigerung von 76 % bedeutet.

Ein weiterer Punkt… ich glaube irgendwie nicht wirklich daran, dass mein bezahltes Geld wirklich beim Musiker ankommt. Ok … ein Bruchteil bestimmt, aber ich denke mal, dass der Großteil bei den entsprechenden Plattenfirmen hängen bleiben wird und das wird auch der Grund dafür sein, das viele Musiker sich (zumindest hier in Deutschland) für zu gering bezahlt halten. Es ist also ein Problem, das von den Plattenfirmen hausgemacht ist.

Plattenfirmen und Respekt

Sven Regener meint, er mache Verträge mit Plattenfirmen „weil wir sonst unsere Musik nicht machen können„. Es werde aber so getan „als machten wir Kunst als exzentrisches Hobby„. Die Urheberrechtsverweigerer würden damit aber zum Ausdruck bringen: „Euer Kram ist nichts wert, und wir scheißen darauf, was Du willst oder nicht.

Veto! Es ist zumindest bei mir nicht so, dass ich keinen Respekt für den Künstler oder sein Werk habe … es ist vielmehr so, dass ich diese gigantische Plattenindustrie nicht wirklich unterstützen will. Außerdem behaupte ich jetzt einfach mal, dass das unter anderem an der deutschen Plattenindustrie liegt. Schaut man mal über den großen Teich, dann kann man sich wirklich nur fragen, warum dort so viele Interpret so viel Geld haben? Das ist doch jenseits von Gut und Böse und hier sollte vielleicht mal über ein besseres Gleichgewicht nachgedacht werden.

Und noch ein Punkt zu diesem Thema … ich würde das hier generell auch nicht nur auf Musiker beziehen, aber irgendwie scheinen die Musiker ja diejenigen zu sein, die hier am meisten jammern müssen. Ich habe auch Respekt vor Fotografen, Malern, Dichtern, Schriftstellern, Autoren, kreativen Köpfen und viele mehr … und auch die verdienen relativ wenig mit ihren Werken und stellen sie dennoch frei ins Internet, um Menschen zu bewegen, zu begeistern, zu motivieren und letztlich wird sich auch das bezahlt machen. Also vielleicht sollte Herr Regener einfach wirklich noch mal hinterfragen, warum er denn genau Musik macht. Nur des Geldes wegen? Dann sollte er sich vielleicht einfach einen anderen Job suchen.

Jede Mark selber verdienen

Musiker würden nach Regener „jede Mark, die wir bekommen, selber verdienen […] alles andere ist Subventionstheater, alles andere ist Straßenmusik. Aber ich möchte kein Straßenmusiker sein.“ Für Musik zu bezahlen sei eine Frage des Respekts und des Anstands. „So wie es eine Frage des Anstands und Respekts ist, nichts im Supermarkt zu klauen, selbst wenn man wüsste, dass man nicht erwischt würde.

Bezüglich des Respekts habe ich ja schon etwas geschrieben, aber der Vergleich mit dem Supermarkt ist  natürlich auch sehr nett. Bei einem Supermarkt weiß ich aber auch, wofür ich bezahle und das kann ich gerade bei Musik nicht wirklich wissen. Wenn hier durch SOPA alles im Netz gesperrt werden sollte und YouTube ja jetzt schon diverse Videos in Deutschland blockt, wie soll ich denn dann entscheiden können, ob mir die Musik überhaupt gefällt? Ich kaufe doch nicht die Katze im Sack.

Und noch ein Punkt zu „Musiker verdienen jede Mark selber…„. Ja nee … is klar. Wenn ich mir so manchen Retortenbrei anhöre, der den lieben langen Tag im Radio gespielt wird, dann weiß ich doch genau, dass da nur ein gutes Studio, ein guter Produzent hinter steht und der Künstler nur noch dafür da ist, um schön auszusehen. Wie war das denn mit Milli Vanilli (oder wie auch immer die hießen)? Haben die wirklich jede Mark verdient? Meiner Meinung nach: NEIN!

Uncool

Laut Regener würde man als uncool bezeichnet, wenn man auf dem Urheberrecht beharre. „Und das Letzte, was man als Rockmusiker gebrauchen kann, ist, als uncool zu gelten.“ Also, so Regener, „halten alle schön die Schnauze und schauen weiter zu, wie alles den Bach runter geht„. Längst seien die kleinen, unabhängigen Platten-Labels „alle tot“.

Ich würde es gar nicht mal als uncool bezeichnen, als viel mehr steinzeitlich. Gerade heutzutage sollte man vielleicht mal über neue Möglichkeiten nachdenken und genau das tun ja bereits andere Künstler. Sie legen ihren Alben zum Beispiel Zugangscodes für spezielle Bereiche ihrer Internet-Platform bei, wo der Käufer dann Zusatzmaterial bekommen kann. Und klar … dass die kleinen Platten-Labels sterben liegt bestimmt einzig und alleine an den bösen Raubkopierern… darum sterben ja auch die ganzen kleinen Läden in den Städten, wegen der ganzen Ladendiebe und nicht wegen der übergroßen und mächtigen Konzerne.

Ich finde hier macht es sich Herr Regener ein wenig leicht…

YouTube hat nichts zu bieten…

Regener rechnet auch mit der Videoplattform Youtube ab, einem „milliardenschweren Konzern„, der nicht bereit sei, den Künstlern etwas zu bezahlen. Weder Google noch Youtube „haben uns irgendetwas zu bieten – außer, was andere Leute geschaffen haben„. Die großen Internetkonzerne seien als Lobbygruppe viel stärker als die Plattenindustrie, und wenn Künstler sich verweigerten und ihre Videos nicht zur Verfügung stellten, brächten die Konzerne „als Hilfstruppen dann die ganzen Deppen mit, die jammern: ‚Warum kann ich denn das Video nicht auf Youtube gucken?‚“

Und wieder ein vollkommen falscher Ansatz von Herrn Regener. Was YouTube euch Künstlern bieten kann? Ganz einfach! Kostenlose Werbung! Wie hohl muss man denn sein, diese Möglichkeit nicht zu nutzen. Logisch kann er verbieten, dass YouTube Videos von ihm zeigt, aber dann sollte er konsequenterweise auch verbieten, dass seine CDs im Radio gespielt werden, das seine CDs in Kritiken erläutert oder das seine Plattencover abgedruckt werden. Somit wüsste dann niemand, das er eine CD hat und wer soll die dann bitteschön kaufen? Es hat so ein wenig den Eindruck, dass Herr Regener partout alles negativ sehen will und ich frage mich, wer ihm in den Kaffee gespuckt hat. Er sollte vielleicht einfach mal drüber nachdenken, was die positiven Seiten sein könnten.

Fazit

Komm‘ einfach mal runter … Laut diversen Medien soll angeblich Regeners Rede gerade rasant im Internet verbreitet werden und in den sozialen Netzwerken werde der Link zur Aufnahme vielfach geteilt und kommentiert. Regner’s „Instant-Pamphlet“ (Bayerischer Rundfunk) hätte sogar das Zeug, eine grundsätzliche Debatte über das Thema Urheberrecht anzustoßen. Debatten … schön und gut, nur sollte man nicht alles nur schwarz sehen. Wenn Herr Regener sich gar so schlecht behandelt fühlt, dann soll er sich doch einfach in eine Höhle zurückziehen und mit der Buschtrommel Musik für sich machen. Dann kann ihm auch keiner etwas „klauen“ und er kann tausende von €uronen von seinen Zuhörern verlangen … alle anderen, etwas mehr weltoffene, Musiker sollten vielleicht auch mal über den Nutzen der neuen Medien nachdenken und überlegen, wo dran es genau scheitert … es sind nicht nur die bösen Raubkopierer, die euch über den Tisch ziehen, sondern ihr werdet auch reichlich von den Plattenfirmen über den Tisch gezogen.

Anmerkung:

Ich habe bisher übrigens noch nicht einen Song von Element of Crime gehört und nach dieser hirnrissigen Rede, werde ich das mit Sicherheit auch nicht. Und die Filme von Herrn Regener … Herr Lehmann habe ich damals im Öffentlich Rechtlichen gesehen (und ja ich zahle GEZ), aber die anderen Filme interessieren mich nun auch nicht mehr!

  1. 3. April 2012, 01:20 | #1

    Gute Musiker koennen von ihren Konzerten leben, und diese zu geben verstehe ich als kuenstlerische Taetigkeit. Alles andere, abspielen der Titel im Radio oder auch bei YouTube sollte Werbung dafuer sein, den Interpreten live zu erleben.
    Schlechte Kuenstler koennen davon nicht leben, and what ?
    Waere mal an der Zeit, dass nicht jeder Kraechzer, der so geil auf einen Plattenvertrag ist, auch noch von der Plattenindustrie und Formaten wie DSDS ermutigt wird, schnell reich und beruehmt zu werden.

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