Was bleibt, wenn wir gehen?
Ich habe gestern eine Dokumentation im Fernsehen gesehen und da hat sich mir irgendwie die Frage gestellt: „Was bleibt eigentlich, wenn wir gehen?„. Vermutlich eine Frage, die sich schon viele vor mir gestellt haben und eine Frage, die sich sicherlich auch noch viele Menschen nach mir stellen werden. Vielleicht ist das ja auch ein Zeichen mehr für die anstehende Midlife-Crisis, aber irgendwie kam mir halt diese Frage in den Kopf. In der Dokumentation ging es um einen Drogensüchtigen, der von seiner älteren Schwester immer mal wieder mit der Kamera begleitet wurde. Eigentlich alles mehr oder minder private Aufnahmen aus deren Leben, die die Schwester dann später zu einer Dokumentation zusammengestellt hat.
Der Drogensüchtige ist an seiner Sucht gestorben, aber was von ihm bleibt, kann man leicht sagen … eine unglaublich beeindruckend Dokumentation seiner älteren Schwester.
Genau so bin ich halt auf die Frage gestoßen.
Ich bin mir ziemlich sicher, dass nur sehr, sehr wenige Menschen wirklich sagen können, dass sie etwas „bleibendes“ hinterlassen würden oder bereits hinterlassen haben. Es gibt zum Beispiel weltbewegende Entdeckungen in der Wissenschaft, die der Menschheit im Gedächtnis bleiben, wie so einfache Sachen wie die Feststellung, das es eine Erdanziehungskraft gibt oder auch Einstein’s Relativitätstheorie. Es gibt auch Menschen, die durch ihre künstlerischen Werke in der Erinnerung bleiben, wie zum Beispiel Mozart, Goethe, Van Gogh, Fred Astaire oder auch Michael Jackson. Oder ganz einfach Menschen, die durch ihre Taten in Erinnerung bleiben, wie Mutter Theresa, Graf von Stauffenberg, Martin Luther King und viele mehr.
Das sind nur einige Beispiele für Persönlichkeiten, die im Grunde ihre Fußabdrücke in der Geschichte der Menschheit hinterlassen haben, aber was ist eigentlich mit den „ganz normalen“ Menschen? Was bleibt von uns, wenn wir mal nicht mehr sind? Hinterlassen wir auch irgendwelche Abdrücke?
Ich befürchte: Nein. Vielleicht hat man ja Kinder und selbstverständlich wird man die auf die eine oder andere Art prägen und somit eine Art von Abdruck von sich selbst hinterlassen, aber wie sieht das nach der zweiten oder dritten Generation aus? Sind die Abdrücke dann immer noch zu erkennen oder verbleichen sie mit jeder weiteren Generation? Ich gehe davon aus, dass das mit jeder weiteren Generation immer weniger wird.
Mal ein Beispiel… ich habe meinen Opa väterlicherseits und meine Oma mütterlicherseits noch gekannt, aber meine Little Princess kennt die schon nicht mehr. Beide, Oma und Opa, sind verstorben, als ich noch relativ jung war und somit könnte ich meiner Maus noch nicht einmal groß von ihnen erzählen. Noch extremer ist es mit meiner Oma väterlicherseits und meinem Opa mütterlicherseits, die selbst ich schon nicht mehr kennengelernt habe. Mein Little Princess weiß also von denen schon gar nichts mehr und somit sind deren Abdrücke bei meiner Maus schon nicht mehr existent.
Ein bedauerlicher aber vermutlich normaler Zustand.
Die Frage ist nun, wie man das ändern kann. Es gibt hier sicherlich gute Wege und auch extrem falsche und schlechte Wege. Was ich mit „schlechte Wege“ meine? Ganz einfach … auch Amokläufer bleiben in Erinnerung, Diktatoren auch und je grausamer eine Tat ist/war, desto eher bleibt sie in Erinnerung. Das sind sicherlich sehr schlechte Wege, seine Fußabdrücke zu hinterlassen.
Doch wie schaffe ich es, positive Fußabdrücke zu hinterlassen? Eine sehr gute Frage und keine, die sich leicht beantworten lassen würde. Und noch eine gute Frage ist ja: „Warum überhaupt Eindrücke hinterlassen?„. Ok, man kann auf die zweite Frage natürlich einfach sagen „pöhh, mir doch egal. Wenn ich weg bin, dann bin ich halt weg und ob ich irgendwelche Eindrücke hinterlassen habe, ist mir wurscht„, aber um ehrlich zu sein … das ist mir zu profan. ich würde mir schon wünschen, das irgendwas von mir bleibt. Ich würde mir schon wünschen, das man sich an mich erinnert. Ob ich das mal erreichen werde? Ich denke wohl nicht … aber man kann ja mal träumen.
:big_smile_ang:
Eine wirklich interessante Frage und ich muss Dir bei Deinem „Nein“ doch irgendwie widersprechen. Ich gebe Dir vollkommen Recht, anhand Deines Beispiels, das man vielleicht selber nichts mehr von einer Person weiß, die man nicht kennenlernen durfte und das man eben da auch nichts an seine Kinder etc. weitergeben kann, aber es gibt da doch andere Menschen die eben diese Personen gekannt haben, die diese Spuren weitergeben. Hier stellt sich für mich dann die Frage: “ Sind keine Spuren vorhanden, weil man eben selber keine Spuren vermitteln kann?“. Und da sage ich dann nein, natürlich sind irgendwo Spuren vorhanden und auch wenn irgendwann, irgendwo und irgendwie die Erinnerungen über Jahre verblassen, irgendwer hat noch ein klitzekleines Stückchen davon in der Manteltasche…
Oh wie wirr, ich hoffe Du verstehst was ich sagen will :D